Kreditkarten: EU will Gebühren begrenzen
Karte raus, in das Lesegerät schieben, PIN eingeben oder unterschreiben, fertig – die Zahlung per Kreditkarte bzw. Debitkarte ist prinzipiell sehr einfach. Was viele Verbraucher allerdings weniger beachten, sind die mit jedem Bezahlvorgang verbundenen Gebühren. Von ihnen bekommt der Kartennutzer in der Regel nichts mit. Gegen diese Intransparenz will die EU jetzt gezielt vorgehen: Brüssel plant eine Begrenzung der Kosten. Was positiv klingt, kann für den Kunden jedoch teuer werden.
Welche Gebühren gibt es bei der Kreditkartenzahlung?
Wer mit Debitkarten (früher EC-Karten) oder Kreditkarten (z. B. VISA, MasterCard oder Amex) bargeldlos zahlt, muss dafür an der Kasse meist keine zusätzlichen Gebühren entrichten. Das der Geldtransfer allerdings gänzlich kostenfrei ist, lässt sich nicht sagen. Im Hintergrund besteht ein komplexes Gebührensystem. Beteiligt sind der Karteninhaber, dessen Finanzinstitut, die Bank des Händlers sowie der Händler selbst. Darüber hinaus ist die Kreditkartenfirma involviert.
Wird mit der Kreditkarte gezahlt, so verlangt zunächst die Kundenbank einen bestimmten Prozentsatz der gezahlten Summe von der Bank des Händlers. Letztere reicht den Betrag an den Einzelhändler weiter, der schließlich die Gebühr bezahlt. Diese Gebühr landet schlussendlich in der Kalkulation der Preise, die der Kunde zahlt. Die Kreditkartenorganisation partizipiert zusätzlich über eine Vereinbarung mit den beteiligten Banken (siehe Grafik).
Ablauf der Kreditkartenzahlung
Grafik: Vergleich.info/Inhalt: MasterCard
Welche Gebühren will die EU begrenzen?
Die EU-Kommission will nun die Gebühr zwischen den Banken (Interbankengebühr) deckeln, d. h. die Höhe des erwähnten Prozentsatzes begrenzen. Nach derzeitigen Vorschlägen sieht der Entwurf eine Obergrenze von 0,30% des gezahlten Betrags bei Kreditkartennutzung vor. Wird die Girokarte verwendet, liegt die vorgesehene Grenze bei 0,20%. Ziel dieses Gesetzentwurfs der EU ist die Entlastung von Verbrauchern und Händlern.
Außerdem kritisierte die EU-Kommission bereits seit längerem, dass durch die Entgelte der europaweite Wettbewerb zwischen den Finanzinstituten behindert werde. Je nach Staat sind die Gebühren sehr unterschiedlich hoch angesetzt: Während z. B. in Deutschland eine rekordverdächtige Gebühr von 1,80% bei Kreditkarten verlangt wird, liegt der Anteil in Frankreich bei lediglich 0,60%. Ähnliches gilt für die Interbankengebühren von Debitkarten.
Als negativ bewerten die EU-Wettbewerbshüter zudem, den Preisaufschlag der Einzelhändler, die ihre Kosten an die Verbraucher weiterreichen. Kunden tragen diese Kosten somit auch dann, wenn sie bar zahlen.
Wie wird die Deckelung eingeführt?
Die Einführung soll in zwei Stufen geschehen: Zunächst im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, danach für Inlandstransaktionen. Noch steht indes die Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten sowie des Europaparlaments aus.
Wie wirkt sich die Begrenzung der Kreditkartengebühr aus?
Aus Sicht der Kreditkartenfirmen wie VISA oder MasterCard sind die Aussichten hinsichtlich des Gesetzes wenig erfreulich: Gerechnet wird mit einem Rückgang der Gebühreneinnahmen von Debitkarten um satte -2,3 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro. Schätzungen der EU gehen bei Kreditkarten von einem Minus in Höhe von 2,2 Milliarden Euro aus (derzeit rund 5,7 Milliarden).
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Profitieren die Verbraucher von der Kostendeckelung?
Ob die Verbraucher von der Deckelung profitieren, bleibt ungewiss. Als Beispiel gilt die bereits bestehende Deckelung des Interbankenentgelts in Spanien. Dort hat der Einzelhandel zwar von der Ersparnis profitiert, diese aber nicht an seine Kunden weitergegeben. Im Gegenteil: Die Verbraucher zahlten die Rechnung anschließend über höhere Jahresgebühren für Kreditkarten. Solche Erfahrungen sprechen nicht für die Prognosen der EU, die sich finanzielle Erleichterungen für den Kunden und mehr Transparenz verspricht.
Die Kreditkartenfirma MasterCard gab kürzlich Zahlen an, nachdem z. B. in Großbritannien pro Jahr und Kreditkarte eine zusätzliche Belastung von 29 Euro auf den Karteninhaber zukommen würde. Indes: Die neuen Standardgrenzen hat das Unternehmen ebenso wie VISA bereits akzeptiert.
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